Ich bin weiß Gott weder besonders rührselig oder romantisch, aber ich habe am Ende dieses Buches Rotz und Wasser geheult. Das hat mich wirklich überrascht, da ich auf Grund des Titels mit einer eher vorhersehbaren Romanze gerechnet hatte, nicht aber mit dieser wunderschönen und unfassbar traurigen Geschichte um Queenie Hennessy und ihren ehemaligen Arbeitskollegen Harold Fry. Ich hoffe damit spoilere ich nichts, aber angesichts der Tatsache, dass für das deutsche Buch der Titel "Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry" gewählt wurde, was ich äußerst unglücklich finde, da es viel vorweg nimmt, aber sei es drum. Hier erst einmal der kurze Klapptext:
Queenie sitzt in einem von Nonnen und freiwilligen Helfern betreutem "Sterbeheim". Etwas anderes fällt mir dazu nicht ein, da es sich um Leute mit Krankheiten im Endstadium handelt, die die kurze Zeit, die ihnen noch bleibt, dort wohl umsorgt werden. Anfangs ist Miss Hennessey sehr in sich gekehrt - die anderen Patienten beachtet sie nur wenig bis eines Tages eine Postkarte von Harold Fry eintrudelt, auf der er schreibt, dass er sie noch einmal besuchen möchte und dafür fast durch ganz England für sie wandert.
Queenie blüht wieder auf, sie fängt an für ihn einen Brief zu verfassen, während er auf Wanderschaft ist, die Nonnen, aber vor allem die anderen Patienten wachsen zu einer Gemeinschaft zusammen, die gemeinsam hoffen, aber sich stets bewusst sind, in welchem Zustand sie sich befinden. Vor allem die Freundschaften, die sie dort schließt, sind schön getroffen. Jeder Nebencharakter lag mir am Ende des Buches mindestens genauso am Herzen, wie die Protagonisten. Das kann man wirklich selten sagen und bei den älteren Herrschaften im Heim denkt man unwillkürlich an die eigene Verwandtschaft mit ihren liebenswerten Macken.
Am Ende gibt es so was wie ein Happy End, aber wie schon gesagt - ich habe das Buch mit schlimm verheulten Augen abgeschlossen und war dann froh dass es Abend war und ich "darauf schlafen" konnte. Das Buch hat mich schon sehr mitgenommen. Vielleicht lag es aber auch wirklich an meiner Erwartung, dass es sich bei dem Titel ja nur um eine 0815 Schnulze handeln kann.
Aufgemacht ist das Buch wirklich schön. Der Taschenbuch einband ist straffer, als man das in der Regel gewöhnt ist und alle paar Seiten ist eine kleine Illustration zu finden, die mich stark an die Linolschnitt-Experimente im Kunstunterricht erinnern. Kapitel sind durch Überschriften, nicht aber durch Zahlen gekennzeichnet.
Dieses Buch die quasi die Ergänzung zum Buch "The unlikely pilgrimmage of Harold Fry". Ich kann es gerade kaum erwarten meinen Buchberg abzuarbeiten und mir dann als nächstes dieses Buch zu kaufen, denn in "Lovesong" habe ich mir Harold ein wenig wie Forrest Gump vorgestellt, der einfach irgendwann anfing zu laufen und nicht mehr aufhörte bis er eine große Gefolgschaft hatte (ich habe gerade auf Amazon geschaut und tatsächlich klingt das stark nach Forrest).
Ein wirklich tolles Buch, super geschrieben und wie gesagt - am Ende gibt es eine Wendung, bei der es sich angefühlt hat, als hätte die Autorin meinem Innersten einen Kinnhaken verpasst. Chapeau! Ich weiß gar nicht mehr, wann ich mich das letzte mal so überrumpelt gefühlt habe von einer Geschichte.
Erschienen ist "The Lovesong of Miss Queenie Hennessey" bei Randomhouse.
Vielen Dank an Blog dein Buch!
Ich lese das Buch aktuell auch - bin jedoch leider noch nicht durch. Habe deine Review jetzt auch nicht wirklich gelesen - bzgl. Spoiler und so - aber da du so begeistert zu sein scheinst werde ich mal etwas schneller lesen. Ich liebe ja englische Bücher aber ich habe immer den Ansporn die Wörter zu notieren und rauszuschreiben und mir die Übersetzung rauszusuchen welche ich nicht weiß - und deshalb dauert das lesen bei mir immer etwas länger ;)
AntwortenLöschenMelde dich wenn du durch bist, ja?? Ich bin so gespannt was du davon hältst. Hast du das vorhergehende Buch gelesen gehabt oder ist das auch dein Einstieg?
Löschen