Freitag, 26. Dezember 2014

Paulo Coelho - Untreue

Werke von Paulo Coelho habe ich, trotz seiner großen Bekanntheit, bisher gemieden. Mir geht es da ähnlich wie bei Blockbustern: je mehr etwas gehyped wird, desto größer meine Erwartungshaltung, desto größer in der Regel die Enttäuschung.
Leider hat sich mein Verdacht bestätigt, denn ich fand das Buch über eine 31jährige Frau, die vermeintlich depressiv wird und in Folge dessen ihren Mann betrügt, alles andere als mitreißend.

Das 315 Seiten dicke Buch ist dabei komplett aus der ich-Perspektive besagter Frau geschrieben und erinnert stark an einen Tagebuchstil. Kapitel gibt es nicht, aber inhaltliche Abschnitte wurden sinnvoll untergliedert.

Angenehm zu lesen war es auch, aber der eher nüchterne, beschreibende Stil hat mich emotional einfach nicht bewegt, was schade ist, denn das Thema an sich bietet sehr viel Potential, allerdings wird jedes Fünkchen Mitgefühl und Verständnis immer wieder zunichte gemacht, durch das teilweise unverständliche Verhalten und die irrsinnigen Gedanken der Protagonistin.
Trotzdass sich das ganze Buch um sie dreht, habe ich partout keinen Draht zu ihr finden können; ich würde sogar soweit gehen, die Frau als unsympathisch zu bezeichnen, aber auch die anderen Charaktere, wie ihr zu treuer Mann und der Bilderbuch-Aufreißer, mit dem sie ihn betrügt, wirken flach und einfallslos.
Zwischendrin gab es auch -für mich sehr beliebig erscheinende- Abschnitte, die sich um Gott/die Bibel gedreht haben (ich bin zwar ohne Konfession, kann mich aber durchaus mit dem christlichen Grundgedanken identifizieren). Diese wirkten plakativ und sollten wohl zur tieferen Bedeutung beitragen. Mich hat es nicht berührt - die Protagonistin offensichtlich auch nicht, denn ihr Handeln war vor allem nach besagten Einschüben, besonders verwerflich.

Mir fällt wirklich nicht viel Gutes zu dem Buch ein, außer, dass es sich gut lesen ließ und es unter seinem Schutzumschlag sehr simpel und schön ist. Bis ich mir ein zweites Buch von Herrn Coelho zu Gemüte führe wird wohl einen Weile vergehen, denn das war schlichtweg unterwältigend.


Trotzdem möchte ich mich ganz herzlich für meine erste Coelho-Erfahrung beim Diogenes Verlag (erwerben kann man das Buch HIER) und auch bei Blog dein Buch bedanken. 

4 Kommentare:

  1. Ach ja, der Coelho.. ich habe mein erstes Buch von ihm mit 13 bekommen und verschlungen. Der Alchemist ist auch für mich heute noch sein bestes..
    diese nüchterne Stil tut der sehr fantasievollen und verschlungenen Geschichte da nämlich gut. Aber mein zweites (Veronika beschließt zu sterben), was dann auch eher im psychologischen Themen-Kreis angesiedelt war, fand ich nicht so gelungen. Philosophische Parabeln mit Folklore-Touch und Mystik kann er gut, so Realitätsroman mit Therapeuten-Anwandlungen eher nicht.. den Alchemisten kannst du dir noch antun. Man muss eh nur das kennen, wenn von ihm die Rede ist, um mitreden zu können :-D

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    1. Danke für den Kommentar - irgendwie hatte ich angefangen an mir zu zweifeln, wenn ich als Leseratte DEN Coelho nicht zu würdigen weiß, aber wenn du sagst, dass das sein Schreibstil ist, glaub ichs dir.
      Vielleicht sollte er das Psychoanlytische auch lassen, scheint ihm ja nicht zu liegen.

      Ich werd auf dich hören, aber ich glaube den Alchemisten werd ich nur ausleihen oder sehr günstig kaufen, das täte mir leid um mein Geld, falls es mir dann doch nicht gefällt.

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  2. Das Buch hat mich auch sehr enttäuscht, da sind andere Bücher einfach viel, viel besser.
    Falls du es irgendwann nochmal probieren willst, emfehle ich den "Alchimist" oder "Brida". Keine Ahnung, warum manche Leute von "Untreue" so begeistert sind ...

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    1. Danke für die Empfehlung! Ich werde zwar sicher noch ein bisschen brauchen, bis ich mich wieder an Coelho traue, aber ich glaube den Alchemisten muss ich mir wohl wirklich mal noch antun.

      Gibt es wirklich Leute, die das gut fanden? Da würde ich ehrlich gesagt am Geschmack zweifeln, weil weder die Story toll ist, noch der Schreibstil - nicht mal die Protagonistin ist gut ge- und beschrieben. Da wüsste ich dann, dass ich von solchen Leuten keine Buchempfehlungen annehmen kann...

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