Freitag, 18. Januar 2013

Londro Rinzler - Triffst du Buddha an der Bar



Trotz, dass der Titel nur so Buddhismus schreit, handelt es sich bei diesem Buch meiner Meinung nach um ein Selbsthilfebuch zum Thema bewusstes und glückliches Leben. Ich bin weder religiös, noch besonders spirituell, und noch dazu ist dies mein erstes Selbsthilfebuch überhaupt (in der Regel halte ich absolut nichts von so was), aber ich konnte dem Buch vieles abgewinnen. 

Es werden die grundlegenden Meditationsarten des Buddhismus erläutert und vor allem wird einem wirklich klar, wie man von Tag zu Tag eilt und hetzt ohne wirklich "da" zu sein. Klingt banal, aber ich bin mir dessen wirklich erst beim Lesen bewusst geworden und werde in Zukunft auch versuchen "sehend" und ohne Kopfhörer durch mein Leben zu laufen. Man schottet sich doch sehr ab. 


Das Buch lässt sich wirklich super lesen. Der Schreibstil ist gut und die Übersetzung ist auch durch sinnvolle Anmerkungen sehr gelungen. Die 224 Seiten sind durch Kapitel und Absätze gegliedert, einzig der auf 1 cm eingezogene Seitenrand hat mich anfangs etwas irritiert. Ein grundsätzlich sehr ansprechend gestaltetes Buch.

Natürlich wäre es merkwürdig, wenn mir aber bei meinem ersten Selbsthilfebuch nichts spanisch vorkommen würde. Nicht umsonst, mache ich eigentlich einen großen Bogen um diese Art der Literatur.

Für meinen Geschmack sind viele Elemente des Buddhismus oder der Lebensweise, die hier illustriert wird, einfach eine Sache der Anständigkeit und Höflichkeit. Vieles war weniger eine Offenbarung, als etwas, mit dem man im besten Fall aufgewachsen ist. Thema Werteverfall in der Gesellschaft spielt hier höchst wahrscheinlich eine große Rolle. Aber im Ernst: lasst ihr der Oma, die hinter euch aus dem Laden kommt die Tür ist Gesicht fallen, oder haltet ihr sie einfach aus Gewohnheit (weil man das eben macht) auf?

Außerdem bietet das Buch zwar viele Ansätze, aber für kritische Situationen fehlt mir letztlich eine "buddhistische" Lösung.  Laut Buch,  sind Praktizierende dieses Weges nämlich geborene Prügelknaben, die ja selbst wenn sie attackiert werden, Mitgefühl für den Attackierenden empfinden sollen und während ich den sanften, bewussten Weg im Alltag absolut vertreten kann, so kann ich es nicht wirklich in Streitsituationen (auch hier heißt es erst einmal "abwarten und Tee trinken"). Ich hätte mir gewünscht, dass die lebensnahen Beispiele etwas nachvollziehbarer wären für die Allgemeinheit mit Aggressionspotential, die eben nicht die Klappe halten kann, und wenn es nötig ist, auch Partei ergreift.

Ganz ehrlich? Wenn mir so ein absolut gelassener - womöglich auch noch Witze reißender um die Situation zu entschärfen - Buddhist in einer Situation unterkommen würde, in der man eben auch mal reagieren muss und nicht eine Stunde hat um erst einmal die Lage und allgemeine Stimmung und Haltung von jedem Anwesenden zu peilen, da würde mir echt die Hutschnur gehen.

Ich denke man sieht mein inneres Zerwürfnis. Trotzdem ein gutes Buch (vor allem nach der Honeybadger Referenz war ich sowieso glücklich damit).


Erschienen ist dieses Buch beim J. Kamphausen Verlag & Distribution GmbH.
Bestellen kann man das Buch hier.
Danke auch an Blog dein Buch!



Zwei kleine Fehler sind mir aufgefallen:

Seite 22   "Was er entdeckte, ist von unzähligen Leute diskutiert und in zahlreichen Schriften dargelegt worden."
Seite 75   "Wahre Freude stellt sich durch die Anschaffung neuer technischer Spielzeuge oder den Beginn einer leidenschaftlichen Affäre ein, sondern dadurch, dass du in deinem Leben präsent bist."

11 Kommentare:

  1. Hm, klingt vom Titel her ganz interessant aber ich kann mit diesem "Halte die rechte und linke Wange hin" Geschwätz echt nichts anfangen.
    So war ich jahrelang bis ich mich dann die letzten Jahre zu sowas wie einem Berufswüterich gewandelt habe und ganz ehrlich, das ist so viel besser.
    Es funktioniert auch in brenzligen Situationen besser eine gewisse "wenns drauf ankommt reiß ich dir den Kopf ab" Ausstrahlung zu haben.

    Andererseits: Das Buch hat eine Honeybadger Referenz? *herzchen*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich bin zwar kein Fan von Ellenbogenmentalität, aber man kann sich unmöglich alles gefallen lassen, sonst wachst du irgendwann mit 70 auf und fragst dich was du dir mit dem ganzen "nur keine Konfrontation" eigentlich gedacht hast.

      Ich muss mir das erst noch antrainieren Angst und Schrecken zu verbreiten, Tipps für mich? xD Du scheinst es ja schon geschafft zu haben.

      Ich könnte mir den Honeybadger echt ständig reinziehen!!! Der Chuck Norris unter den Tieren.

      Löschen
    2. Zum Honeybadger kann ich noch folgendes Youtube-Video empfehlen (falls noch nicht gesehen): Teens react to Honeybadger http://www.youtube.com/watch?v=JlYM2UfiR4k

      Besonders lustig die Antworten auf die Frage Honeybadger gegen Chuck Norris, wer gewinnt den Kampf?

      Löschen
    3. Tipps zum Wüten? Hmmm. :D
      Genereller Tipp: Es ist eindrucksvoller in den meisten Situationen erst mal ruhig zu bleiben und dann zu explodieren, wenn man gleich von Anfang an rumschreit dann läuft das oft unter dem Motto "Hunde die bellen beißen nicht".

      Ich persönlich hab eine Art von "Rabattmarkensystem". Jeder hat bei mir erst mal ein Heftchen frei und kann Marken sammeln, je nach Sympathie mal mehr mal weniger bis das Heft voll ist. Wenn es dann voll ist "geb ich es ab". Und dann ist Holland in Not :D
      Wobei ich weniger zum Typ "rumschreien" gehöre, ich bin mehr der Typ der dann so lange zynisch rumnöhlt und schneidende Gemeinheiten von sich gibt, bis der Andere die Segel streicht.

      Einzige Ausnahme von dieser Regel: Wenn mir jemand sofort (körperlich) Aggresiv gegenüber tritt.
      Da lege ich gleich los, da kenn ich mittlerweile nichts mehr. Ich hatte bisher in meiner "Laufbahn" (ich hab mal in einer ziemlich miesen Gegend/Umfeld gearbeitet) nur 4 Situationen wo ich wirklich dachte es kommt zu "Ausschreitungen", 3 davon hab ich zum Glück mit der bloße Androhung von (körperlicher) Gewalt geregelt bekommen, einmal musste ich leider den Worten wirklich Taten folgen lassen.
      Glücklicherweise hatte der Typ damals gedacht ich bluffe und hat sich nach dem ersten Schlag verzupft, ich hab mir damals vor Angst fast in die Hosen gemacht. Aber das ist wie bei Hunden: Bloß nix anmerken lassen.

      Wobei man selbst da noch Einschränkungen machen muss: Wenn dich einer mit ner Waffe bedroht oder es um Dinge geht wie eine Brieftasche, dann scheiß auf das Geld, reich ihm die Brieftasche und guck dass du die Beine in die Hand nimmst.
      Gibt nix schlimmeres wie "unbewaffnet" zu ner Schießerei/Messerstecherei zu kommen.

      Oh und eins noch: Wenn du jemandem Schläge androhst solltest du im Zweifel wirklich auch bereit sein ihm eine reinzubrettern, ansonsten lieber lassen.

      Das klingt jetzt als wäre ich eine üble Schlägerbraut, bin ich aber nicht ;)
      Meine Erfahrung als ehemaliges Opfer ist einfach die, dass die meisten schon den Kopf einziehen und dich in Ruhe lassen, wenn du eine gewisse "Versuch es aber meine Rache wird fürchterlich sein" Haltung ausstrahlst.

      Löschen
    4. @ Nici: Noch ein Kids/ Teens/ Elders / Youtubers- React Fan???? xD Ich liebe jede Episode!! Rate mal woher ich den honeybadger überhaupt kannte vor dem Buch ;DD


      @Lacksuse: wow. Du scheinst ja echt einiges Durchgemacht zu haben in der Hinsicht. Bei mir kams zum Glück auch noch nie zu körperlichen Angriffen, aber da ich von Haus aus eher paranoid bin, habe ich einige Semester Selbstverteidigung und Kampfsport gemacht... auch da war der O-Ton von den Lehrern eher, dass sich die meisten schon geschlagen geben wenn man eben nicht kuscht, sondern wirklich selbstbewusst entgegen tritt.
      Ich glaube ich lege mir einen (wie du so schön schrubst) "versuch es aber meine Rache wird fürchterlich sein" Blick zu!! xD
      Die Idee mit deinen Rabattmarken ist auch echt genial. Ich glaube ich möchte nicht anwesend sein, wenn jemand seins in negativer Weise voll bekommen hat. Obwohl.... xD

      Löschen
    5. Auch wenn das hier langsam zum Chat wird :D ...ja ich bin auch ein "React" Fan und zum Glück wurde ich dadurch ua. auch auf den Honeybadger aufmerksam. Hatte damals das Teens react to Gangnam Style per Zufall gefunden und dann die nächsten Tage alle alten Videos geguckt (und seitdem die neuen natürlich sofort nach Erscheinen).

      Löschen
    6. Ich versuche grad mich daran zu einnnern was mein erstes Reac Video war...ich glaube Nyan Cat.
      Ich finds auch wirklich genial, dass später noch andere Altersgruppen dazu kamen. Gerade die alten haben echt interessante Meinungen. xD

      Löschen
  2. Die Honeybadger Referenz würde mich interessieren. Obwohl...honeybadger don't care, honeybadger don't give a shit :D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habs dir mal abgetippt:

      "Neulich habe ich ein lustiges Video auf YouTube gesehen. Darin läuft ein Honigdachs durch die Gegend und tut, was Dachse halt so tun. Wie in den meisten Tierdokus sieht man den Dachs bei der Beutejagd, beim Schlafen und Herumklettern. Auf der Tonspur kommentiert jemand die Aktivitäten des Dachses. Für den Humor sorgt Randall, der Typ, der den Tagesablauf des Dachses kommentiert und dabei ständig lautstark seine Verblüffung darüber kundtut, wie kühn und furchtlos der Dachs doch ist. "Dem Honigdachs geht echt alles am Arsch vorbei", sagt Randall. "Dem Honigdachs ist es einfach egal!" Er stellt den Honigdachs als Paradebeispiel für Selbstbewusstsein und Begabung dar. Auch wenn der Honigdachs vielleicht nicht über das gleiche Ausmaß an Intelligenz verfügt wie der Meisterkrieger, hat er mit ihm die Fähigkeit gemeinsam, einfach zu sein, was er ist, ohne sich dafür zu schämen. Diesen Grad sorgloser Würde können wir alle anstreben. Selbst wenn dem Honigdachs eine Ratte aus dem Maul baumelt, fühlt er sich wohl damit, was er ist."

      Ich wünschte sie hätten die Leitsätze des Videos Englisch gelassen. So sachlich und trocken über dieses fantastische Video zu reden ist schon fast eine Gabe.

      Auf jeden Fall: sei wie der Honeybadger!!! :D

      Löschen
    2. Danke fürs Abtippen. Wahre Worte. Man sollte sich echt den Honeybadger als Vorbild nehmen und den eigenen Alltag gedanklich wie Randall kommentieren. :D

      Löschen
    3. Das hab ich mir auch vorgenommen. Wenn das schon Buddhisten sagen, bestärkt mich das nur mehr. xD
      Ab morgen ist es dann:
      "Nici and Conny don´t care!!"

      Löschen