Mittwoch, 13. März 2013

Tilman Rammstedt - Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters

"Er sei früher ein gut aussehender Mann gewesen, behauptete mein ehemaliger Bankberater und zeigte mir zum Beweis ein Bild von John F. Kennedy."




 Ein bisschen schwer fällt mir die Review zu diesem 156, äh  999 Seiten dickem Buch. Ich fand es gut, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht genau was ich hier grad gelesen habe, aber mal von Anfang an:

rein optisch ist das Buch ein Gewinner. Ich finde es ansprechend gestaltet und der Einband lässt sich - für mich ein absolutes Novum - sogar noch aufklappen. Der Klappentext beschreibt das Buch auch treffend und bietet meiner Meinung nach auch das ideale Resümee:





"Sehr geehrter Herr Bruce Willis,
es tut mir Leid Sie noch einmal belästigen zu müssen. Es ist das letzte Mal, versprochen. Nun soll mein Roman tatsächlich erscheinen, und ich wollte mich herzlich für alles bedanken. Ohne Sie hätte mein Bankberater das nie geschafft, ohne Sie wäre es nie zu einem einigermaßen glücklichen Ende gekommen. Ich hoffe, es ist nicht zu viel verlangt, wenn ich noch um ein kurzes Zitat für den Buchumschlag bitte. So etwas wie
"Dieses Buch ist besser als all meine Filme zusammen." BRUCE WILLIS
oder
"Ich konnte nicht aufhören zu lachen. Und ich lache bekanntlich nie." BRUCE WILLIS
Suchen Sie sich einfach eines aus. Schön wäre es, noch heute von Ihnen zu hören. Der Umschlag wird nämlich morgen gedruckt.
Vielen Dank im Voraus, Ihr Tilman Rammstedt"

Wenn man die beiden voran gegangenen Zitate kombiniert, hat man auch schon das Konzept des Buches vor sich: ein ständiger Wechsel zwischen Mails an Herrn Willis (mal freundschaftlich,mal fordernd, mal irrer Psycho-Stalker) und Anekdoten über den ehemaligen Bankberater (sehr verschroben und melancholisch) des Autors.

Interessant ist diese Wahl auf jeden Fall, aber ehrlich gesagt fehlt mir doch etwas "Futter" zwischendurch, denn während anfangs die Verhältnisse noch glasklar sind - Autor, Bankberater, viel beschäftigter Schauspieler -, verschwimmen irgendwann die Grenzen zwischen Realität und Fiktion und Fiktion in der Fiktion.

In dem, vom Autor in seinen Mails beschriebenen, fiktivem Film versetzt sich Bruce Willis, trotz ignorieren der Mails, in die Rolle des Bankberaters, der seine eigene Bank überfällt, um dann auf einmal mit dem Autor zusammen den ex-Bankberater aus dem Gefängnis zu befreien (falls mir das jemand ausführlich erklären mag, bitte, ich verstehe es trotz mehrfachen Lesen bestimmter Abschnitte nicht) um zu dem gelobten Happy End zu kommen.

Wenn man ein 156 999 -Seiten-Buch, das vom Schreibstil her wirklich klasse ist, leicht verwirrt beendet, ist das nicht sehr befriedigend. Für mich also kein Happy Ending, trotz dass ich, wie schon erwähnt, das Buch nicht schlecht finde, denn die grundsätzliche Idee ist gut, der Stil stimmt, Aufmachung ist super, Titel macht neugierig, aber es fühlt sich letztlich nicht ganz ausgereift an.

Achja, eine kleine Sache hat mich noch gestört:

Sehr geehrter Herr Tilman Rammstedt, 
Ihren Namen werde ich wohl nie vergessen, denn er hat sich nachdem ich ihn auf fast jeder Seite dieses Buches gelesen habe ,für immer in mein Hirn gebrannt.   
Davon abgesehen drängte sich mir eine Frage auf: Warum musste es unbedingt Bruce Willis sein?
Nicht, dass ich etwas gegen ihn hätte, aber Sie müssen wissen, als Liebhaberin von Fremdsprachen, hätte ich es glaubhafter gefunden, wenn Ihre Mails an Herrn Willis auf Englisch gewesen wären. Und hätten Sie den sprachlichen Aspekt in diesem Buch ganz weggelassen und für irrelevant in Ihrem geschaffenen Universum erklärt, hätte ich das akzeptiert, aber auf Seite 137 heißt es: "...weil mein Englisch nicht so gut ist." und da frage ich mich schon wie Sie diese doch recht ausführlichen Mails an Bruce schreiben konnten (Google Translate vielleicht?). 
Warum also Bruce Willis, wenn Sie den gleichen Effekt mit Arnold Schwarzenegger, Thomas Kretschman oder Christoph Walz hätten haben können ohne sich um Sprache scheren zu müssen?
Und glauben Sie mir - diese Herren hätten genauso wenig auf die E-mails geantwortet wie Herr Willis. 
Warum also? Warum?


Erschienen ist dieses Buch beim Dumont Buchverlag.
Bestellen kann man das Buch hier.
Danke auch an Blog dein Buch!

4 Kommentare:

  1. Klingt spannend und verstörend zugleich. ^_^
    Mir ist spontan dazu eingefallen, dass er nicht auf englisch schreibt, weil er eben verrückt ist.

    Ich hab das Buch ja nicht gelesen und weiß daher nicht wie die mails aussehen und ob sie beantwortet werden.
    Falls nicht, dann macht es für mich Sinn, denn dann sind es einfach nur emails von einem Verrückten in seiner Muttersprache ^_^
    Kein Wunder dass Brucie nicht antwortet, er verstehts nicht.

    Na toll, jetzt will ich wissen was da genau steht und muss das Buch auch lesen...

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    1. Naja - der Klapptext verrät es eigentlich schon, dass da nie eine Antwort kam. Er hat halt munter weitergemailt.
      Aber ja - vielleicht hast du Recht. Die nächste Frage wäre wo man die private Mail-Adresse von so jemandem her bekommt.

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  2. Hm, klingt irgendwie verwirrend dieses Buch. Auch, wenn ich simple schwarz-weiß, gut-böse Geschichten oft langweilig finde, so möchte ich als Leser doch nicht ganz allein gelassen werden.

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    1. Der kreative Aspekt hat mich auch wirklich angesprochen. Es ist eben mal was anderes aber da fehlt eben noch etwas um diese interessante Idee zu etwas wirklich genialem zu machen.

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